Film ist nicht nur Augen- und Ohrenkitzel. Film ist das Medium, in welchem alle anderen Künste zusammengeführt werden.
Die Medien Film und Video in all ihren Facetten sind wie geschaffen, um mit Kindern und Jugendlichen in einen künstlerischen Schaffensprozess zu treten. Jeder und jede kann seinen Platz finden, da die unterschiedlichsten Kompetenzen gefragt sind. Sprachliche Gewandtheit für das Schreiben des Drehbuchs und der Dialoge steht gleichwertig neben dem Schauspieltalent, der technischen Kompetenz für die Kamera und das Schnittprogramm oder dem Organisieren der Premierenfeier des Spielfilms. Gute Zeichner können sich im Animationsfilm verwirklichen, bei dessen Umsetzung sehr viel Geduld und Ausdauer vonnöten ist. Für alle ist Raum und Gelegenheit, neue Kompetenzen zu entdecken und zu entwickeln.
Neben den künstlerischen Aspekten bietet die Videoarbeit breiten Raum für Anküpfungspunkte in der pädagogischen Arbeit. So ist es beispielseise für die Identitätsbildung essentiell, sich in zu inszenieren und in verschiedenen Rollen zu erproben. Die Erfahrung, gemeinsam in der Gruppe etwas zu schaffen, fördert die Teamfähigkeit und den respektvollen Umgang miteinander. Man kann Jugendliche dafür sensibilisieren, wie im Film Stimmung erzeugt wird, aber auch wie man damit manipulieren kann.
Kurz, das Medium Film bietet Raum für unterschiedliche künstlerische Genres und Ausdrucksweisen: Geschichten erzählen, sich inszenieren, etwas mitteilen, Rollen erproben und überprüfen, protestieren, visualisieren, Erinnerungen schaffen und festhalten, Identität erfahren, schlicht: ein Crossover zum Ausprobieren, zum Aneignen und zur Auseinandersetzung.
Zielsetzung
Die Ziele des Schwerpunkts Film liegen neben dem Erwerb der technischen Kompetenzen vor allem in der Auseinandersetzung mit den künstlerischen Aspekten des Mediums und welche Möglichkeiten es in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bietet. „Film“ bedeutet Handwerk plus Technik plus persönlicher Ausdruck. Ein wichtiger Bestandteil der kulturpädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist die künstlerische Performance, auf die im Schwerpunkt besonders eingegangen werden soll.
Handwerkliche Fähigkeiten
Folgende Elemente werden vorgestellt, erlernt und ausprobiert: Filmen mit Smartphones, Fotoapparaten und Videokameras, Tonaufnahmen, Grundlagen der Filmmontage, Filmsprache, Bedienen von Videoschnittprogrammen, Schauspielübungen, Sprechübungen, Interviewtechniken. Weiterhin wird Konzeption und Durchführung von Filmprojekten entwickelt und am Beispiel besprochen.
Künstlerische Kompetenzen
Mit den erworbenen handwerklichen Fähigkeiten im Gepäck lernen die Teilnehmer/innen, wie sie mit der Kombination der Elemente eines Films die Zuschauer in eine andere Welt entführen können. Beim Drehen selbst wird die Wahrnehmung geschult und erfahren, welche Wirkung die verschiedenen Einstellungsgrößen und Perspektiven im Film haben. Der digitale Filmschnitt schließlich bietet eine Fülle an Möglichkeiten aus dem gedrehten Material in verbindung mit Ton und Musik ein filmisches Kunstwerk zu schaffen. Mit dem Kennenlernen verschiedener Montagetechniken und deren Wirkung schaffen die Teilnehmer/innen ihren eigenen Filmstil.
Pädagogik
Ein Filmprojekt ist zumeist ein Gruppenprojekt, bei dem vielerlei Kompetenzen entwickelt oder gefördert werden können. Kooperation, (Selbst-)Vertrauen, Verantwortungsübernahme und Geduld lassen sich hervorragend trainieren, weil sich die Jugendlichen mit ihren jeweils eigenen Stärken in ein gemeinsames Projekt einbringen können. Der Kreativität sind durch die Vielfalt der Möglichkeiten der filmischen Umsetzung einer Idee weite Spielräume gegeben. Gerade deshalb bedarf es aber auch einer sorgfältigen Anleitung. Oft wechselt die Rolle des/der KulturpädagogenIn innerhalb eines Projekts zwischen Anleiter, Assistent und Ermöglicher – er/sie ist der „Strippenzieher“ im übertragenen und im wörtlichen Sinn. Daneben werden Fähigkeiten zur Beobachtung des einzelnen Talents und ihre Unterstützung wie auch der Blick für das Gruppengeschehen und die angemessene Intervention geschult und diskutiert.
Methodik – Didaktik
Wie macht man Kindern und Jugendlichen Mut und Lust, vor die Kamera zu treten? Welche Art von Film eignet sich für welche Zielgruppe? Welche Spiele kann man einsetzen, um die Gruppe zu gestalten oder gut ins Thema einsteigen zu können? Welche Konflikte und Probleme treten bei solchen Projekten häufig auf und wie kann man ihnen begegnen? Wie kann man sich an den medialen Vorbildern schulen und dabei einen eigenen ästhetischen Stil entwickeln?
Diese und ähnliche Fragen werden immer wieder thematisiert und im Hinblick auf verschiedene Zielgruppen reflektiert, um einen Transfer in die eigene Arbeit zu schaffen.
Konzeptionelle und organisatorische Fähigkeiten
Die Teilnehmer/innen lernen, verschiedene Arten von Filmprojekten zielgruppenorientiert zu planen und durchzuführen. Dazu gehört die Fähigkeit, für entsprechende Rahmenbedingungen Sorge zu tragen und den Material-, Zeit- und Personalbedarf richtig einschätzen zu können. Die grundlegenden rechtlichen Bestimmungen werden vermittelt.
Voraussetzungen für die Teilnahme
Interesse am Thema Film, Freude am Experimentieren, Begeisterungsfähigkeit und Neugierde reichen völlig. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Seminare und Termine
1. Seminar: Vom Clip zum Film – Videoarbeit mit Smartphone und Tablet
In der Videoarbeit mit Jugendlichen ist es in mehrerlei Hinsicht sinnvoll, mit Smartphone oder Tablet zu arbeiten. Das Smartphone ist das Medium der Jugendlichen. Was liegt also näher, als dieses für die Videoarbeit zu nutzen. Einerseits findet man einen niederschwelligen Einstieg, andererseits geht man sicher, nachhaltig zu arbeiten, da die Jugendlichen auch nach Abschluss des Projekts ihre Geräte zur Verfügung haben.
Allerdings wäre es zu kurz gegriffen, das Smartphone nur als Videokamera-Ersatz zu betrachten, denn Jugendliche benutzen in der Regel die Videofunktion ihres Geräts bei ganz bestimmten Anlässen und aus Motivationen, die relativ klar umrissen sind, zu denen aber beispielsweise der Anlass „Spielfilm drehen“ nicht gehört. Mit dem Schaffen solcher neuen Anlässe, kann man Jugendlichen helfen, ihr Ausdrucksrepertoire zu erweitern.
Ganz nebenbei hat die Videoarbeit mit dem Smartphone noch einen ganz praktischen, technischen Mehrwert. Da nahezu jeder Jugendliche über ein Smartphone verfügt, kann man bei einem Projekt auf einen großen Gerätepool aus Kameras, Tonaufnahmegeräten und Videoleuchten zurückgreifen.
- Kennen lernen verschiedener Smartphone-Apps zu Video- und Tonaufnahme und -bearbeitung
- Kennen lernen und Produzieren verschiedener Arten von Videoclips (z.B. One-Take-Clips oder Stop Motion Animationen)
- Herstellen von Hilfsmitteln für das Filmen mit dem Smartphone (Stativadapter, „Kamerakäfig“)
- Grundlagen des Filmschnitts mit Smartphone/Tablet-Apps und am PC/Laptop
Termin: Freitag, 02. November 2018, 10:00 Uhr bis Sonntag, 04. November 2018, 16:00 Uhr
Leitung|Referent: Ralf Bräutigam
2. Seminar: Vor die Kamera treten – Camera acting für Kinder und Jugendliche
In der Mediennutzung von Jugendlichen liegen Videoportale, vor allem Youtube weit vor Fernsehen und Kino. Viele Jugendliche identfizieren sich auch mit erfolgreichen Youtubern, wie Bianca Heinicke (Bibis Beauty Palace) oder Erik Range (Gronkh) und versuchen sie nachzuahmen. Für die Videoarbeit mit Kindern und Jugendlichen kann ein Anknüpfen an die Inhalte dieser Internetvideostars sehr lohnend sein. Aber kaum jemand ist dafür geboren, vor der Kamera zu stehen und sich selbstsicher an sein (imaginäres) Publikum zu wenden. Wenn man Jugendliche aber dazu befähigt, lassen sich Ziele wie Selbstbewusstsein lernen oder Selbstwert stärken, fast im Vorbeigehen erreichen. Noch einen Schritt weiter geht es bei Spielfilmprojekten, bei denen Schauspieler möglichst authentisch ihre Rolle verkörpern sollen. Die Dokumentation und das Infovideo leben vom selbstbewussten Interviewer oder Moderator.
Aber auch hinter der Kamera kann man einiges dafür tun, um das „Vor-der-Kamera“ zu erleichtern.
- Scheu vor der Kamera überwinden
- Schauspiel-und Sprechübungen
- Interviewtechniken
- Spielszenen in einzelne Filmeinstellungen auflösen
- Grundlegende Funktionen der Videokamera und des Videoschnitts kennen lernen
Termin: Freitag, 14. Dezember 2018, 10:00 Uhr bis Sonntag, 16. Dezember 2018, 16:00 Uhr
Leitung/Referenten: Ralf Bräutigam, Gunther Henne
3. Seminar: Traumfabrik – mit Bildern, Ton und Musik neue Welten erschaffen
Die Besonderheit des Mediums Film liegt in der Kombination seiner verschiedenen möglichen Elemente – Bild, Sprache und Musik. Es ist erstaunlich, welche Wirkung diese Einzelteile auf das Gesamte haben können. In diesem Zusammenwirken liegt für Videoprojekte mit Gruppen großes pädagogisches Potential. Denn für ein gelungenes Ergebnis sind viele verschiedene Kompetenzen vonnöten, und so können Techniker, Schauspieler und Organisatoren ein gemeinsames Kunstwerk schaffen. Von der Ideenentwicklung, über die Drehplanerstellung und die Dreharbeiten bis hin zum Schnitt ergeben sich in allen Phasen Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit. Neben eher technischen Aspekten beim Organisieren und Drehen gibt man über das Medium auch starke künstlerische Impulse und kann bei Jugendlichen die Phantasie anregen oder ihrem Drang sich auszudrücken ein neues Ventil schaffen. Das große kreative Potential des Mediums gipfelt in der Schnittphase, in der die Einzelteile zum Gesamtwerk montiert werden. Erfahrungsgemäß ist dieser Arbeitsschritt nicht immer einfach in der Gruppe durchzuführen, es dennoch zu tun lohnt sich aber.
- Grundlagen der Video- und Tonaufnahme
- Einblick in die Erstellung von Storyboard und Drehplan
- Grundlagen der Filmsprache und Filmmontage
- Rechtliche Grundlagen (Recht am eigenen Bild, GEMA-freie Musik, etc.)
- Kennen lernen von semiprofessioneller Videoschnittsoftware
Termin: Donnerstag, 07. Februar 2019, 10.00 Uhr – Sonntag, 10. Februar 2019, 16.00 Uhr
Leitung/Referenten: Ralf Bräutigam/Leon Morelli
Nähere Informationen zur Zusatzausbildung finden Sie hier